Ernährungsgewohnheiten und Trends der Verbraucherinnen und Verbraucher in Deutschland
Viele Verbraucherinnen und Verbraucher wünschen sich mehr Transparenz an der Ladentheke als gute Grundlage für Kaufentscheidungen. Sie wollen, dass Tiere in der Landwirtschaft besser gehalten werden und bevorzugen regionale und saisonale Lebensmittel. Auch vegetarische und vegane Produkte gehören für sie zur Ernährung dazu.
Diese und mehr Ergebnisse zeigt der Ernährungsreport "Deutschland, wie es isst". Auf Basis einer repräsentativen Befragung des Meinungsforschungsinstituts forsa unter rund 1.000 Bundesbürgerinnen und -bürgern ab 14 Jahren wird der Ernährungsreport im Auftrag des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) erstellt. Seit 2016 erscheint der Report jährlich und identifiziert Ernährungsgewohnheiten und Trends.
Die Kennzeichnung von Lebensmitteln spielt eine wichtige Rolle. Vor allem hinsichtlich Tierwohl wollen die Verbraucherinnen und Verbraucher mehr Informationen: 87 Prozent der Befragten befürworten eine verbindliche Tierhaltungskennzeichnung, die deutlich macht, dass Nutztiere wie Schweine, Rinder oder Hühner besser gehalten werden, als es gesetzlich vorgeschrieben ist. Von den Befragten geben 53 Prozent an, dass es ihnen sehr wichtig ist. Das BMEL hat vor kurzem informiert, dass es eine staatliche verbindliche Haltungskennzeichnung umsetzen will. 80 Prozent der Befragten geben an, dass sie auf die Haltungsbedingungen der Tiere achten.
Erwartungen an die Landwirtschaft
Die Menschen haben unterschiedliche Erwartungen an die Landwirtschaft. Seit Beginn der Befragung ist dabei eine artgerechte Haltung der Tiere auf Platz eins – zwei Drittel der Befragten (66 Prozent) legen hierauf Wert.
Direkt dahinter folgen mit 64 bzw. 60 Prozent eine faire Entlohnung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und die Produktqualität.
Wie wichtig ist Regionalität?
Wenn die Produkte aus der eigenen Region stammen, entfallen lange Transportwege, man kennt die Gegend, aus der das Lebensmittel kommt und auf dem Wochenmarkt womöglich sogar die Erzeugerin oder den Erzeuger. Dies ist dem überwiegenden Teil der Befragten vor allem bei frischen Produkten wichtig: Eier (86 Prozent), Gemüse und Obst (84 Prozent), Brot und Backwaren (82 Prozent), Fleisch und Wurstwaren (76 Prozent) sowie Milch und Milcherzeugnisse (70 Prozent) sollen aus der Region kommen, in der sie wohnen.
Auffällig ist, dass die Regionalität hierbei für Frauen eine größere Rolle spielt als für Männer. Dieser Unterschied zeigt sich am deutlichsten bei Milch und Milcherzeugnissen (78 Prozent der Frauen gegenüber 62 Prozent der Männer), bei Eiern (93 Prozent der Frauen gegenüber 79 Prozent der Männer) und bei frischem Gemüse und Obst (91 Prozent der Frauen gegenüber 78 Prozent der Männer).
Weitere wichtige Themen für Verbraucherinnen und Verbraucher sind umweltschonende Produktionsmethoden (50 Prozent), eine Verringerung gesundheitsbelastender Emissionen (48 Prozent) und Insektenschutz (46 Prozent). Bei allen Kategorien geben die Befragten etwas weniger häufig als im vergangenen Jahr an, dass ihnen diese wichtig sind. Die Gruppe der über 60-Jährigen hat bei nahezu allen Antwortmöglichkeiten häufiger als die jüngeren Befragten angegeben, dass sie ihnen wichtig sind. Die artgerechte Haltung der Tiere ist 66 Prozent der Jüngeren zwischen 14 und 29 Jahren wichtig. Damit erreichen sie nach den über 60-Jährigen (70 Prozent) hier den zweithöchsten Wert.
Wie wichtig sind Informationen auf der Verpackung?
Hinsichtlich der verschiedenen Angaben auf Lebensmittelverpackungen gibt es seit der letzten Befragung keine wesentlichen Unterschiede. Vor allem das Zutatenverzeichnis ist 86 Prozent der Befragten wichtig oder sogar sehr wichtig. Angaben zur Herkunft sind 85 Prozent und das Mindesthaltbarkeitsdatum 84 Prozent besonders wichtig. Fast zwei Dritteln aller Befragten sind weitere verpflichtende Kennzeichnungen wie die Nährwertangaben (63 Prozent) und spezielle Hinweise (61 Prozent) wie der Verweis auf einen erhöhten Koffeingehalt sehr wichtig.
Die Haltungsbedingungen der Tiere sind für die Befragten von großer Bedeutung. Solche Kennzeichnungen spielen für 89 Prozent eine große Rolle. Auch andere Bereiche, die sich alle in der Produktion verorten lassen, sind für eine überwiegende Mehrheit der Verbraucherinnen und Verbraucher wichtig: Die für die Industrie freiwilligen Angaben zu fairen (81 Prozent) oder umweltfreundlichen (79 Prozent) Produktionsbedingungen und ob ein Produkt gentechnikfrei produziert wurde (74 Prozent).
Diejenigen, denen umweltfreundliche Produktionsangaben wichtig oder sehr wichtig sind, wurden gebeten, ihre Antworten genauer aufzuschlüsseln. Neun von zehn Befragten legen besonderen Wert auf die Angabe, woher das Produkt kommt, und für 85 Prozent sind Angaben, ob ein Produkt ökologisch oder konventionell erzeugt wurde, besonders wichtig. 67 Prozent erwarten Informationen zur Transportdauer und -strecke, 63 Prozent wünschen sich Angaben zum Energieverbrauch. Angaben zur benötigten Wassermenge sind 62 Prozent wichtig, für 60 Prozent sind Informationen zum ausgestoßenen CO2 von Bedeutung.
Auf welche Siegel wird geachtet?
Siegel spielen in verschiedenen Bereichen für viele Befragte beim Einkauf eine große Rolle. Die Wahrnehmung solcher Siegel hat sich im Vergleich zum Vorjahr mit Ausnahme des Tierwohllabels kaum verändert.
Das Regionalfenster hat für die Befragten mit fast zwei Dritteln (64 Prozent) die höchste Bedeutung. Darauf folgt mit 61 Prozent ein Tierwohllabel, das Fleisch aus besonders tiergerechter Haltung kennzeichnet. Seit der ersten Befragung 2015 ist damit dessen Bedeutung um 25 Prozent gestiegen. Das Biosiegel ist für 60 Prozent der Befragten von Bedeutung. Dahinter folgen Siegel für nachhaltige Fischerei und für fair gehandelte Lebensmittel, die jeweils für über die Hälfte aller Befragten (55 bzw. 53 Prozent) wichtig sind.
Knapp zwei Drittel (63 Prozent) geben an, häufig oder sogar sehr häufig Produkte mit diesen Siegeln zu kaufen - hier zeigt sich ein Unterschied nach Geschlecht: Während 71 Prozent der Frauen angibt, des Öfteren nach entsprechend ausgezeichneten Waren zu greifen, tut dies mit 53 Prozent nur etwas mehr als die Hälfte der Männer.
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